15.08.2006

Hersfelder Zeitung 15. August 2006

Imkern ist faszinierend
Einheimische Bienenzüchter leben im Dienste ihrer Tiere und der Natur

Von Stefanie Harth

BAD HERSFELD. „2006 war kein besonders gutes Honigjahr. Durch die Trockenheit konnten die Pflanzen nicht viel Nektar abgeben“, erklärte Adam Stein, der Pressewart des Bad Hersfelder Imkervereins.

Zusätzlich mache den Imkern die so genannte Varroa-Milbe zu schaffen, die vor etwa 25 Jahren aus Asien eingeschleppt wurde und sich mittlerweile in ganz Europa verbreitet hat.

„Diese Blut saugenden Milben stellen eine große Gefahr dar, da sie die Bienen und deren Brut schädigen. Viele Imker aus unserer Region haben im Winter ganze Bienenvölker verloren.“ Es gebe zwar Möglichkeiten die Varroa-Milben zu bekämpfen, allerdings dürften die Milben erst dann mit biologischen Mitteln, wie zum Beispiel mit Ameisensäure bekämpft werden, wenn die Honigernte abgeschlossen ist.

Trotzdem lässt sich der passionierte Hobbyimker von diesen Schädlingen nicht aus der Fassung bringen: „Zurzeit unterhalte ich 15 Bienenvölker und fünf Ableger. Insgesamt betreuen die 90 Mitglieder unseres Vereins etwa 900 Bienenvölker. Ein Bienenvolk produziert im Schnitt etwa 15 bis 20 Kilo Honig.“

Sehr interessant ist es, dass sich der Verein einen eigenen Zuchtwart leistet. „Seit über 20 Jahren sorgt Helmut Schott aus Gittersdorf dafür, dass die Mitglieder unseres Vereins kostengünstig mit Königinnen versorgt werden. Im freien Handel bewegt sich der Preis für eine Königin nämlich zwischen 25 und 200 Euro“, erklärte Stein.

Ein großes Problem für den Imkerverein sei, dass trotz beständig bleibender Mitgliederzahlen das Durchschnittsalter stetig ansteige. „Momentan liegt dieses etwa bei 70 Jahren. Es mangelt uns einfach an Nachwuchsimkern, da gerade junge Leute der Imkerei mit großem Desinteresse begegnen. Für dieses Hobby lassen sich allenfalls Jugendliche begeistern, die die Imkerei von ihrer Familie her kennen gelernt haben“, gab Adam Stein zu bedenken. Wenn einmal ein Jungimker den Weg zum Bad Hersfelder Imkerverein finde, dann stünden ihm die Mitglieder, insbesondere ein erfahrener Imker, der die Patenschaft für den Anfänger übernehme, selbstverständlich mit Rat und Tat zur Seite. „Wer sich für die Imkerei entscheidet, muss sich aber im Klaren darüber sein, dass zwischen April und Juli kein Urlaub drin ist. Gerade zu dieser Zeit ist die Imkerei sehr arbeitsaufwändig.“

Bekanntlich besagt ja ein altväterliches Sprichwort: „Wer Honig lecken will, muss der Bienen Stachel nicht scheuen.“ Vor Bienenangriffen braucht ein Jungimker allerdings keine Angst zu haben. „Wenn man den Bienen ruhig und besonnen gegenübertritt und sie nicht reizt, kann eigentlich nichts passieren. Ich bekomme im Jahr weitaus mehr Bremsen- als Bienenstiche ab“, sagte der Hobbyimker.

Hintergrund
40 000 mal fliegen für ein Glas Honig

Ein Bienenvolk besteht aus drei verschiedenen Abteilungen: Einer Königin, vielen tausend Arbeiterinnen und einigen hundert Drohnen. Diese sind voneinander abhängig und können ohne einander nicht existieren.

Ein gesundes Bienenvolk kann im Sommer bis zu 100 000 und im Winter bis zu 15 000 Bienen stark sein.

Eine Arbeiterbiene wird nur40Tagealt. Eine Königin hat eine Lebenserwartung von etwa fünf Jahren.

Für ein Glas Honig müssen die Arbeitsbienen rund 40 000 mal ausfliegen und dabei zwei bis sieben Millionen Blüten besuchen. Pro Ausflug schleppt die Biene bis zu einem Drittel ihres eigenen Körpergewichtes an Nektar mit sich.

Mit dem Zusetzen von körpereigenen Sekreten verarbeiten die Bienen den gesammelten Nektar zu Honig. Dies ist ein sehr langwieriger Vorgang, der sich im Inneren des Bienenstammes abspielt, (sh)